Donnerstag, März 03, 2005

Straßenkinder

Straßenkinder in Südamerika

Mädchen
Für die Kindernothilfe ist die Diskriminierung von Mädchen und Frauen ein Problem in vielen ihrer Partnerländer.
70 Prozent der Armen in der Welt sind Frauen.
Sie leisten weltweit mehr als die Hälfte aller Arbeitsstunden.
Sie produzieren gerade in den Ländern des Südens den größten Teil der Nahrungsmittel.
Mädchen und Frauen werden in vielen Lebensbereichen Gewalt angetan:
Über 20 Prozent der Mädchen leiden unter Gewalt in der Familie.
In ungeschützten Arbeitsverhältnissen, zum Beispiel als Hausmädchen, gibt es sexuellen Missbrauch.
Über zwei Millionen minderjährige Mädchen werden in der Prostitution und für pornographische Zwecke missbraucht.
Täglich werden rund 6 000 Mädchen auf grausame Weise beschnitten. Der Tradition nach werden ihre Genitalien verstümmelt.



Jung, aber schon auf der Straße
•35 % der Kinder auf der Straße sind unter 12 Jahre alt. Ja, sogar 13 % aller Kinder sind mit weniger als 7 Jahren zur Straße gegangen, um dort zu leben. Viele aber werden schon auf der Straße von ihren jungen Müttern geboren.



Manoj, Azad und Sandeep haben es noch schwerer als viele Millionen Kinder in Indien ohnehin schon. Die drei Jungen leben allein, getrennt von ihren Eltern. Sie schlagen sich mit dem Sammeln von Papier, Metallschrot oder Kunststoff durch. Das damit verdiente Geld geht fürs Essen und den Platz im stickigen Schlafsaal drauf - oft auch für Alkohol und Drogen. Oft wir ihnen das wenig hart erarbeitete Geld geklaut. Polizisten nehmen den Jungs das Geld einfach weg, oder die Jungs geben es für Glückspiel, Drogen oder Alkohol aus.

"Wir wissen, dass eine Gesellschaft, die sich nicht um ihre Kinder und ihre Jugendlichen kümmert, eine Gesellschaft ist, die ihren Selbstmord plant, ihre Zukunft verwirkt, die Hoffnung verliert und damit auch den Glauben und die Liebe."
(Brasilianische Bischöfe in ihrer "Kampagne der Brüderlichkeit", 1987.)


Die Zahl der Straßenkinder in Lateinamerika wurde 1992 auf 30 Millionen geschätzt.

"Das ist kein Müll, das sind Kinder"
Drei Uhr morgens. Menschenleere Straßen. Alle fünfzig Meter fällt der trübe Lichtkegel einer Laterne auf den grauen Zement des Bordsteins. Polizeipatrouillen schlendern entlang der vergitterten Schaufenster, jeweils zwei Gendarmen, der eine mit Maschinengewehr, der andere mit Schlagstock.
Ein Tappen auf Asphalt hallt durch die Nacht. Herzo und seine Freunde sind unterwegs. Vergnügt spielen sie in den verlassenen Straßen der Hauptstadt. Außer ihnen und den Polizisten traut sich zu dieser Stunde niemand in das Dunkel des Stadtzentrums. Die Jungen rennen, werfen leere Blechbüchsen in die Luft und balgen sich mitten auf der Haupteinkaufsstraße. [...]
Jeden Morgen treffen sich Herzo und seine Freunde auf der Plaza Concordia im Stadtzentrum. Einige Marktfrauen verkaufen dort Fruchtsäfte und Rührei mit schwarzen Bohnen zum Frühstück. Unter ihnen ist die "Mamita", so nennt sie Herzo, weil sie sich mehr um ihn kümmert als alle anderen Erwachsenen, die er kennt.
Für Roswita Molina (die "Mamita") sind die Straßenkinder einfach Kinder: "Viele Leute meinen, die Jungens seien Kriminelle, Drogensüchtige und Taugenichtse", meint sie. Sie wollen nicht sehen, dass es Kinder sind. Es gibt zwar niemanden, der ihnen erklärt, was gut ist und was schlecht, doch sie haben ihre eigene Moral, und ich glaube, vor Gott ist ihre Moral ehrlicher als die der Reichen. Im Grunde wollen sie nicht stehlen, aber manchmal müssen sie, um überleben zu können. Wenn sie zu mir kommen, haben sie gar nichts, bloß Hunger. Ich freue mich über ihr Vertrauen, weil ich weiß, dass ihnen eine Umarmung oft mehr wert ist als eine neue Hose oder ein paar Schuhe."
Nachmittags klaut sich Herzo zwei Bananen, doch davon wird er nicht satt. [...]
Am Abend treffen sich die Freunde vor einer Pizzeria am Markt. Auf dem Dach des Verkaufsstandes haben sie zwei zerfranste Wolldecken und eine Plastikplane verstaut, die sie jetzt auf dem Boden ausbreiten. Eng aneinandergekauert erwarten sie die Nacht. [ ... ] Um Mitternacht kommt der Pizzabäcker aus dem Restaurant und verriegelt die Tür. Er hat einige kalte Pizzas in Servietten eingewickelt und legt sie den Jungen auf die Plastikplane. Ein Polizist ruft ihm lachend zu: "So spät kümmern Sie sich um den Müll?" Irritiert schaut der Pizzabäcker zu ihm hinüber: "Nein, nein, Sie irren. Das ist kein Müll, das sind Kinder."

"Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt,
der nimmt mich auf,
und wer mich aufnimmt,
der nimmt nicht mich auf,
sondern den, der mich gesandt hat."
(Markus 9, 37)

Für lateinamerikanische Christinnen und Christen sind die biblischen Worte von Gottes Nähe unmittelbare Lebenserfahrung, im Elend und in der Hoffnung auf Gerechtigkeit.


1 Comments:

Blogger Klasse 5 said...

Hallo,
warum kann man denn von euch noch nichts lesen?

5:19 PM  

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